Am 24. Februar fand im Kreishaus Kassel eine Fachkonferenz zu technischen und wirtschaftlichen Fragen zum Einsatz von Erdkabeln bei HGÜ-Infrastrukturvorhaben statt. Unterstützt von den zur Zeit 21 Landkreisen, die sich für eine sachgerechte und transparente Trassenkorridorplanung für den SüdLink einsetzen, haben Vertreter der Landkreise, der Bundesnetzagentur, der beratenden Fachanwälte und Fachgutacher sowie weitere Experten aus der Wirtschaft teilgenommen. Die Veranstaltung war mit 250 Teilnehmern und Teilnehmerinnen ausgebucht.
Die vom Landkreis Kassel organisierte Veranstaltung konnte dank aufschlussreicher Fachvorträge kompetenter Referenten aus Wissenschaft und Industrie zahlreiche Erkenntnisse und neue Aspekte, u. a. zu den gesetzlichen und technischen Möglichkeiten der Erdverkabelung, den möglichen Einschnitten in die Umwelt sowie zu wirtschaftlichen Aspekten, liefern.
Das Teilnehmerfeld war sehr vielfältig besetzt: Neben Entscheidungsträgern aus Politik und Verwaltung konnte Kassels Landrat Uwe Schmidt bei diesem wichtigen Termin Experten aus Industrie und Forschung, Vertreter der Bundesnetzagentur sowie der Betreiberfirma Tennet und auch Bürgerinitiativen im Hermann-Schafft-Haus begrüßen.
“Die Kabellösung bringt auch Probleme mit sich, denn die unterirdische Verlegung von Erdkabeln wird sich auch nicht gänzlich ohne Eingriff in die Natur bewerkstelligen lassen und beispielsweise in bestimmten Naturschutzgebieten wie Hochmooren an Grenzen stoßen”, erläutert Prof. Dr. Karsten Runge (OECOS Gmbh), „aber”, so Runge weiter “ist dies ein einmaliger Eingriff. Im Betrieb sind die Störungen weitaus geringer. Die Störungs- und Eingriffsbilanz spricht deutlich für das Erdkabel.”
Auch die Kosten für die Erdverkabelung werden sich nach übereinstimmender Auskunft aller Fachleute bei weiten nicht im 6- bis 8-fachen gegenüber Strommasten bewegen sondern maximal einen 2-fachen Kostenfaktor verursachen. Und zwar nur für die reinen Errichtungskosten. Werden die Unterhaltung und sämtliche Folgeschäden durch die Freileitung wie Wertverluste, fehlende Wertschöpfung aus dem Tourismus und Entwicklungshemmnisse für die Kommunen mit einezogen, ist die Erdverkabelung sehr wahrscheinlich die deutlich günstigere Lösung.
Es herrscht zudem überwiegender Expertenkonsens darüber, dass die Gleichstrom-Höchstspannungsleitung ein Pilotprojekt ist – sowohl als Freileitung als auch Erdkabel. Die erheblichen gesundheitlichen Auswirkungen und Unsicherheiten durch Magnetfelder und elektrische Felder sind beim Erdkabel allerdings von vornherein weitgehend ausgeschlossen.
“Lasst uns über den Tellerrand blicken und auch die Chancen sehen die mit einer Ausführung als Erdkabel verbunden sind – denn wir werden damit in Deutschland wieder Technologievorreiter und können Lösungen für andere Länder anbieten. Denn das Problem des Umbaus der Stromnetze gibt es auf der ganzen Welt”, ermutigt Hameln-Pyrmonts Landrat Tjark Bartels.
Für alle Beteiligten beeindruckend war die Demonstration dessen, was heute an platzsparender Verlegung der Erdkabel möglich ist. Sowohl in der Verlegetechnik als auch in der Kabeltechnologie hat es in den letzten Monaten riesige Fortschritte gegeben. Der Leiter des Energieforschungszentrums Niedersachsen, Prof. Dr. Ing. Hans-Peter Beck, fasste es so zusammen: “Die Energiewende von morgen mit Technik von gestern? Das passt nicht zusammen.”
Die inzwischen mehr als 20 Landkreise der „Hamelner Erklärung“, die sich gestern übrigens die abkürzende Bezeichnung “Hamelner Kreis” gegeben haben, sehen sich in ihrem Widerstand und letztlich in ihrer Marschrichtung vollends bestätigt und nun die Bundesregierung in der Pflicht.
“Wir hoffen nun auf eine beherzte Entscheidung aus Berlin, die einen Paradigmenwechsel dahingehend einläutet, wonach grundsätzlich Erdverkabelung – und nur noch in Ausnahmefällen die Errichtung von Freileitungen, also Strommasten – zulässig ist”, so der gemeinsame Appell des Hamelner Kreis in Richtung Bundeswirtschaftsministerium und Bundestag.